Es gibt eine Sache, die Grower immer wieder ärgert und beschäftig und zwar das Zwittern von Cannabispflanzen. Diese Pflanzen werden manchmal auch als Hermies bezeichnet. Hermies sind meist weibliche Pflanzen, die zu irgendeinem Zeitpunkt während der Blüte männliche Pollen produzieren. Bei vielen Obst-und Gemüsesorten tritt Hermaphrodismus auf, so auch bei Cannabis.
Es kann vorkommen, dass weibliche Cannabispflanzen ganz am Ende der Blütezeit noch hektisch und verzweifelt Samen produzieren als letzten Versuch, ihre Genetik weiterzugeben und zu erhalten. Auch wenn es dann für die Pflanze bereits zu spät ist, um aus den eigenen Blüten noch fertiges Saatgut zu erstellen, bilden diese Pflanzen Pollen in der Hoffnung, dass er eine unreife andere Pflanze in der Nähe findet. Hermies sind also auch ein gelegentlich auftretender Überlebensmechanismus der Cannabispflanzen, ein letzter evolutionärer Versuch sich fortzupflanzen.
Was kann die Zwitterbildung begünstigen:
- der Lichtzyklus wird nicht richtig eingehalten, es gelangt Licht/Lichtreste in die Growbox während der Dunkelphase
- die Pflanze hat durch zuviel Stress eine Hormonstörung bekommen
- die Klimabedinungen stimmen nicht (Temperatur, CO2, Sauerstoff, Belüftung)
- die Beleuchtung passt nicht
- Seeds aus Straßenott oder anderen unbekannten Quellen; der Strom, der für den Anbau benötigt wird und die Zeit, die es dauert, ist nicht gerade wenig. Darum nicht am falschen Ende sparen und hochwertige Seeds verwenden, mit denen auch andere Grower schon gute Erfahrungen gemacht haben.
- Experimente mit Pflanzenhormonen, wenn du dich nicht wirklich sehr gut auskennst
- es werden Samen verwendet, die beim eigenen Grow enstanden sind. Im Sinne von stabilen und leistungsfähigen Sorten, dürfen Samen, auch feminisierte, u.a. nur aus regulären Pflanzen hergestellt werden! Es darf dabei nicht zuviel Inzucht betrieben werden, weil dies zu einem erheblichen Verlust der Qualität der Genetik führen kann. Seedbanken, die auf eine stabile Genetik setzen, beachten wichtige Faktoren wie diese.
- übermäßige Hitze >27° Grad
- zu späte Ernte
Wie soll man mit Zwitter umgehen?
- Wenn eine Cannabispflanze schon zu Beginn der Blüte sowohl männliche als auch weibliche Blüten aufweist, wird leider nichts anderes übrig bleiben als sie aus dem Growroom zu entfernen und zu vernichten.
- Treten in der vollen Blüte oder gegen Ende der Blütephase Zwitter auf, hat man 2 Möglichkeiten:
- Wenn eine Pflanze tatsächlich nur wenige männliche Blüten hat, kann man versuchen diese mit einer Pinzette (mit Alkohol sterilisiert) zu entfernen, wobei etwas Wasser auf den Teil gesprüht werden sollte. Die Pflanze gut und jeden Tag weiter beobachten, ob männliche Blüten entstehen. Blüten dabei nach Möglichkeit nicht weiter anfassen um eine infizierung mit Keimen zu vermeiden.
- Wenn eine Pflanze gegen Ende der Blütephase viele männliche Blüten bildet, sollte sie auch entfernt werden, am besten bevor sie ihren Pollen freisetzen kann.
Wenn vereinzelt männliche Teile auf einer weiblichen Pflanze am Ende der Blütezeit erscheinen ist es meist zu spät im Zyklus, als dass dies noch die Ernte derselben Pflanze (oder gleich alter) negativ beeinträchtigen könnte. Das macht also nichts in dem Fall und man braucht sich weder Sorgen zu machen noch in Panik verfallen, es wird nichts weiter passieren.
Zum Problem im Growroom wird das Zwittern bei Cannabispflanzen dann, wenn männliche Blüten bereits früh in der Blütephase auftreten. Es gilt also zu unterscheiden, ob man es mit einem wirklichen Hermaphrodit zu tun hat, der in großer Anzahl und immer wieder auch männliche Blüten neben weiblichen früh in der Blüte produziert oder ob es sich lediglich um 1 oder 2 vereinzelte männliche Blüten handelt (am Ende des Blütezyklus), die im Sinne des Überlebens von der Pflanze produziert wurden. Hermaphroditen, die ständig und früh männliche Blüten entwickeln, gehören sich sofort aus dem Growroom entfernt, sie können die Ernte gefährden und die anderen Pflanzen befruchten, so dass diese anstatt saftigen, potenten harzigen Buds dann am Ende eine Unmenge von Samen bilden. Auch Pflanzen, die sehr große männliche Blüten bilden, sollten lieber entfernt werden.
Wie kann man Zwitter vermeiden:
- möglichst Stress vermeiden und die Belichtungszeit exakt und genau einhalten
- sorge für ein perfektes Klima in deiner Growbox
- Sauberkeit und Hygiene beim Grow
- gute Kontrolle der Pflanzen, richtiger Einsatz von Düngeprodukten
- ständige Kontrolle auf Schädlinge und Krankheiten und effektive Behandlung falls vorhanden
- hochwertige Samen verwenden
- Achte auf die richtige Beleuchtung und vermeide, dass während der Dunkelphase Licht in die Growbox gelangen kann.
Als vor vielen Jahren die feminisierten Samen entstanden und auf den Markt kamen, wiesen diese noch oft eine deutliche Neigung zum Zwittern auf. Bei hochwertigen Cannabis-Seeds und guten seriösen Samenlieferanten ist das heutzutage kein Thema mehr und feminisierte Cannabissamen weisen dank der Verbesserungen und Entwicklungen im Zuchtbereich mittlerweile keine höhere Zwitterneigung mehr auf. Zwitter treten bei hochwertigen Samen nur sehr sehr selten auf, wenn es sich um eine natürlich vorkommende Mutation handelt wie sie eben in der Natur vorkommen kann.
Die heutigen Feminisierungstechniken sind anspruchsvoll und aufwendig und basieren auf einer Menge Erfahrung und Wissen. Einige Cannabis-Sorten, speziell diejenigen, die auch anspruchsvoller in ihren Bedürfnissen sind, neigen bei schlechten Bedingungen und Stress (z.B. Lichtverschmutzung, Fehler beim Düngen usw.) eher zu Zwitterbildung und werden daher vor allem für erfahrene Grower empfohlen.