Mit Root Pruning bzw. Root-Trimming ist das Beschneiden der Wurzeln gemeint. Welche verschiedenen Methoden es gibt, warum es gemacht wird und welche Vorteile du für Deine Cannabispflanzen daraus ziehen kannst, wirst Du hier erfahren.
Was genau ist Root Pruning?
Wie oben schon erwähnt geht es dabei um die Beschneidung der Wurzeln bei Cannabispflanzen. Im Prinzip dient es dem gleichen Zweck wie das Beschneiden von Jungtrieben oder dem Herunterbinden der Pflanzen. Wie du sicherlich weißt, wird dies gemacht um ein besseres Wachstum der Cannabispflanzen und damit auch gesteigerte Erträge bei der Ernte zu erzielen. Die Pflanzen bilden neue Triebe und bekommen dadurch mehr Volumen. Ähnlich verhält es sich auch bei den Wurzeln.
Zu den verschiedenen Methoden findest Du unten mehr, doch erst einmal gucken wir uns an, warum Root Pruning überhaupt Sinn macht.
Wurzeln in freier Natur
Werfen wir dafür zuerst einmal einen Blick in die Natur und wie sich das Wurzelwerk dort verhält. Im Erdreich haben die Wurzeln der Pflanzen ausreichend Platz um sich auszubreiten. Es sind ihnen keine Grenzen gesetzt, so wie in einem Topf. Dabei hat sich durch die Evolution ein bestimmtes Wachsverhalten herausgebildet. Eine Wurzel wächst immer weiter, bis sie nicht mehr weiter kommt. Stößt sie dabei auf ein Hindernis, versucht sie um dieses Hindernis herum zu wachsen. Erst wenn es für sie gar nicht weitergeht, bildet sie neue Zweige, die sich weiter ausbreiten. Diese kleinen Wurzelspitzen sind für die Nährstoffaufnahme zuständig, während die dickeren Grobwurzeln für den festen Stand der Pflanzen sorgen. Bei einem Outdoor Grow ohne Töpfe im Erdboden benötigt ihr also kein Root Pruning, nur bei der Aufzucht der Pflanzen würde es Sinn machen. Zudem wachsen die Wurzel immer gerne dorthin, wo es kühl und feucht ist.
Mit diesem Wuchsverhalten lässt es sich gleich besser verstehen warum es beim Züchten in Töpfen, ob nun bei einem Indoor oder Outdoor Grow, durchaus Sinn macht sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Der Raum für die Wurzeln im Behälter ist beschränkt und mit Root Pruning kannst du ihnen zeigen, wie sie den Platz am besten für sich nutzen können.
Die Ringwurzeln
Wie Du Dir nun vielleicht denken kannst, ist das Wuchsverhalten in Töpfen nicht unbedingt ideal. Da die Wurzel versucht um ein Hindernis herum zu wachsen, versucht sie dies auch bei der Topfwand. Dadurch schlängelt sie sich an der Wand immer weiter entlang und bildet so genannte Ringwurzeln. Diese Ringwurzeln haben mehrere Nachteile für Deine Pflanzen. Da nur die kleinen Feinwurzeln an der Spitze das Wasser und die Nährstoffe aufnehmen, haben diese bei den Ringwurzeln einen ziemlich langen Weg. Auch drängen sie sich so immer weiter an der Außenseite und somit weg von dem Nährboden. Bei Sonneneinstrahlungen im Outdoor Grow bekommen sie auch stark die Hitze zu spüren und trocknen schneller aus. Bei ganz starker Ringwurzelbildung, können diese sogar eine Wand zwischen neuem und altem Substrat bilden, wenn du deine Pflanzen umtopfst. In so einem Fall müssten die groben Wurzeln aufgebrochen oder auch abgeschnitten werden, damit sich der Rest im neuen Medium ausbreiten kann.
Es gibt also eine Vielzahl an Nachteilen, die dir durch diese Wurzeln entstehen können. Hier kommt das Root Pruning ins Spiel. Mit dem Beschneiden der Wurzeln, geben wir diesen die Möglichkeit, sich richtig zu entfalten. Im Prinzip zeigen wir der Pflanze, wie viel Platz sie für ihre Wurzeln zur Verfügung hat. Sicherlich kennst du dieses Prinzip bereits vom Beschneiden kleiner Jungtriebe oder dem Herunterbinden, um so mehr Triebe an einer Pflanze zu bekommen. Wie gesagt, sind sich diese Verfahren sehr ähnlich.
Verschiedene Arten des Pruning
Wurzelpruning mit dem Messer oder der Schere
Es gibt die ganz einfache Methode, die Ringwurzeln beim Umtopfen mit einem Messer zu entfernen. Bei Cannabispflanzen ist diese Methode mit Vorsicht anzuwenden, denn es ist Stress für die Pflanzen. Und der gute Grower weiß: Um gutes Sensimilla zu ernten, sollte der Stresspegel der Pflanzen schön weit unten liegen. Wenn du beim Umtopfen tote oder sehr dicke Ringwurzeln siehst, kannst du diese mit einer sauberen desinfizierten Schere oder scharfem Messer entfernen. Manchmal ist dies bei Plastik oder Tontöpfen unausweichlich. Ein dicker Wurzelballen braucht zum Anwachsen viel länger. Diese Methode wird vor allem bei Mutterpflanzen angewendet, die ein lange Lebensdauer haben und deren Wurzelzone im Laufe der Zeit sehr dicht wächst. Das Wurzeltrimming bei Mutterpflanzen kann, bei richtiger Anwendung, eine Art Verjüngungkur sein. Anschließend sollten 3-4 Wochen keine Stecklinge von der Pflanze genommen werden. Dabei sollte man beachten: Der Teil der Pflanze über der Erde (Zweige, Blätter) und der Teil der Pflanze unter der Erde (Wurzelzone) sollen voloumenmäßig immmer in einem ähnlichen und guten Verhältnis zueinander stehen.
Für den Anbau von Cannabis haben sich noch zwei andere Methoden als sehr vielversprechend erwiesen. Dabei handelt es sich um das Air-Pruning und das Root-Trapping.
Das Air-Pruning
Beim Air-Pruning handelt es sich um das Beschneiden der Wurzeln mit Hilfe der Luft. Gerät die Wurzelspitze an die trockene Luft, so hört sie auf zu wachsen und bildet unterhalb der Spitze neue Triebe aus. Sonnenlicht und trockene Luft können sie nicht leiden, denn dies ist auch ein Zeichen für die Wurzeln, dass es hier nicht weitergeht. Genau das kannst Du Dir beim Air-Pruning zunutze machen. Mit bestimmten Töpfen, wie Air-Pots, Pflanzgefäß Ercole oder Air-Max erhalten die Wurzeln seitlich Luft und verzweigen sich dadurch neu. Der ganze Topf wird sehr schön durchwurzelt und die wichtigen Feinwurzeln wachsen weiter in den Nährboden hinein. Immer wieder verzweigen sie sich neu und durchdringen so das ganze Medium mit Feinwurzeln.
Ein Nachteil allerdings kann eine zu hohe Luftfeuchtigkeit sein. Ist es dunkel und feucht, wird sich die Wurzel auch außerhalb der Töpfe weiter entwickeln. Je trockener die Luft ist, umso stärker wird diese Methode funktionieren. Gerade im Indoor-Bereich lässt sich dies natürlich besser kontrollieren und korrigieren. Beim Outdoor Grow solltest Du Dir also am besten im Voraus Gedanken über die Standortbedingungen machen.
Das Root-Trapping
Beim Root-Trapping wird mit textilen Gewebestoffen gearbeitet wie Smart Pot, Tex Pot oder Root Pouch. Die Textiltöpfe oder Beutel sind meistens aus recycelten Materialien hergestellt. Das Prinzip bleibt das gleiche, es wird der Wurzel gezeigt, dass es hier nicht weiter geht. Trifft die Spitze auf den Filz-ähnlichen Stoff, ist es als würde sie in der Natur auf einen anderen Wurzelballen treffen. Beispielsweise von einem Rasenballen oder ähnlich dickem Wurzelwerk. Nun hört die Wurzel wieder auf in die Länge zu wachsen und fängt an neue Triebe zu bilden.
Diese Methode bietet den Wurzeln weniger Stress, da sie nicht an die trockene Luft kommen und absterben. Es wird ihnen also schonender beigebracht, dass es hier nicht weiter geht. Wobei sich der Stress bei der ersten Methode auch in Grenzen hält.
Die textilen Töpfe und Beutel gibt es in vielen verschiedenen Varianten und Größen.
Vorteile durch das Root-Pruning
Wie Du Dir sicherlich denken kannst, kann dir das Wurzelbeschneiden viele Vorteile bringen. Schon bei den Nachteilen die die Ringwurzeln mit sich bringen, liegen einige der Vorteile auf der Hand.
- Es gibt mehr Feinwurzeln und weniger Grobwurzeln, dadurch ist die Pflanze in der Lage mehr Nährstoffe und Wasser aufzunehmen. Die Cannabispflanzen können sich besser entfalten und liefern dadurch logischer Weise gesteigerte Erträge. Viele Grobwurzeln werden bei dem Anbau in Behältern von der Pflanze ohnehin nicht benötigt.
- Auch die Anwuchszeit beim Umtopfen der Pflanzen verkürzt sich. Wie oben schon erwähnt, können die Ringwurzeln regelrechte Mauern zwischen den Substraten bilden. Diese müssen erst aufgelockert werden, was ebenfalls wieder Stress für die Pflanzen bedeutet.
- Die Wurzeln können sich dem Behälter anpassen und sind nicht wie die Ringwurzeln der Hitze des Behälterrands ausgesetzt.
- Beide oben genannten Methoden des Root Pruning haben auch den Vorteil, dass sie für eine gute Belüftung des Substrates sorgen. So wird zum Beispiel Staunässe vermieden, doch viel wichtiger, der Boden wird für gefährliche Pilzsorten und Bakterien uninteressant. Die Arten, die wir für unsere Cannabispflanzen jedoch haben wollen, fühlen sich dort Pudelwohl.
- Entgegen so mancher Befürchtung, läuft das Wasser bei trockener Erde nicht einfach an den Seiten vorbei. Bei Plastiktöpfen mit trockener Erde geschieht dies viel eher. Durch die gute Belüftung ist auch mit einer größeren Verdunstung zu rechnen. In der Praxis zeigt dies jedoch kaum einen Unterschied beim Gießen der Pflanze.
(Beim Düngen solltest du jedoch trotzdem etwas vorsichtiger sein. Durch die Verdunstung lagern sich die Nähstoffe leichter ab. Um Probleme mit Überdüngung zu vermeiden solltest du jedoch ohnehin immer vorsichtig mit deiner Düngerlösung umgehen.) - Mutterpflanzen profitieren ebenfalls sehr von diesen Methoden. Durch ihr langes stehen in den Töpfen bilden diese meist starke Ringwurzeln. Selbst beim umtopfen gibt es kaum eine Unterbrechung im Wachstum der Pflanzen und somit schneller neue Triebe für Stecklinge. Es lohnt sich also nicht nur diese Methoden für gesteigerte Erträge in der Ernte einzusetzen, sondern auch in der Nachzucht.
- Die Zeit bis ein Umtopfen nötig wird verlängert sich durch das bessere Wuchsverhalten der Wurzeln. Genauso wie die gerade erwähnt Anwuchszeit. Die Wurzeln müssen sich nicht neu orientieren oder von einer Beschneidung erholen. Sie können direkt ins neue Medium hineinwachsen.
- Der Stresspegel für die Cannabispflanzen wird gering gehalten. Für einen hohen Ertrag bei der Ernte und um die Pflanzen vom Zwittern abzuhalten, kann dies ein wichtiger Faktor sein. Denn gezwitterte Pflanzen bilden männliche Pollensäcke und so bestäubt sich die Pflanze selbst. Für die Ernte von gutem Sensimilla (also Samen-freien Blüten), ist dies natürlich nicht gut.
Es gibt also eine Menge Vorteile, die die Wurzelbeschneidung mit sich bringt.
Seitenbelüfteten Pflanzgefäße sind nicht umsonst so beliebt und werden von vielen Growern erfolgreich eingesetzt. Textile Pflanzgefäße und Beutel sind zudem eine umweltschonendere Alternative zu den Plastiktöpfen.
Was musst du beim Root Pruning beachten?
- Mache kein Root-Pruning, wenn Deine Pflanzen sowieso schon unter Stress stehen.
- Beim Air-Pruning ist es wichtig die Luftfeuchtigkeit im Auge zu behalten. Ist die Luft zu feucht bringt auch ein guter Air-Pot nicht viel und die Wurzeln wachsen einfach weiter.
- Das Beschneiden der Wurzeln sollte bei Mutterpflanzen maximal 3 mal pro Jahr vorgenommen werden, bei regulären Pflanzen insegesamt nur 1x während des gesamten Zyklus, vorangig in der Wuchsphase.
- Verwende immer saubere und desinfizierte Scheren, Messer und Werkzeuge.
- Entferne nie mehr als 30% der gesamten Wurzelmasse einer Pflanze!
- Durch die bessere Aufnahme von Wasser und Nährstoffen kann häufigeres Gießen nötig werden. Außerdem solltest du wie bereits erwähnt auf deine Düngerlösung achten und diese nicht zu stark ansetzen. Durch die Ablagerung von Salzen und Nährstoffen kann sich der Mutterboden so enorm verschlechtern. Denke daran, dass die Pflanze nun auch die Nährstoffe, die bereits im Mutterboden vorhanden sind, besser nutzen kann. Dadurch hat sie also bereits mehr Nährstoffe als vorher zur Verfügung.
- Da sich mehr Feinwurzeln und weniger Grobwurzeln entwickeln, dauert es länger bis der Behälter durchwurzelt ist. Dein alter Rhythmus beim Umtopfen wird sich also möglicherweise verändern.
- Die bessere Ausnutzung des Mediums, ermöglicht es Dir besser auch kleinere Behälter zu nutzen. Die Feinwurzeln brauchen weniger Platz als die großen Grobwurzeln und können die Nährstoffe besser aufnehmen.
- Auch bei der Auswahl der neuen Behälter gibt es etwas zu beachten. Ob Du Dich nun für Tex-Pot/Smart Pots oder eher für Air-Pots/Air-Max entscheidest liegt ganz bei Dir. Einige sind der Meinung, dass sich die festen Air-Pots besser bewegen lassen, zudem sind diese langlebiger, da sie auch aus Plastik oder ähnlichen Materialien bestehen. Die textilen Pflanzgefäße können ebenfalls einige Jahre halten, bis sie anfangen langsam kaputt zu gehen. Die meisten lassen sich sogar in der Waschmaschine reinigen. Für Leute mit wenig Platz bieten die Tex-Pots jedoch den Vorteil, dass sie nur wenig Stauraum benötigen und einfach gelagert werden können. Entgegen der Befürchtung vieler fangen sie auch nicht an zu schimmeln, denn auch sie sorgen für eine gute Durchlüftung des Substrats. Salzablagerungen an der Außenseite lassen sich leicht wieder mit einer Bürste und durch Einlegen in Wasser entfernen.
- kein Wurzel Trimming 15 Tage vor der Ernte!
Wenn Du automatic Sorten anbaust oder einen Sea-Of-Green, werden die Pflanzen nicht so lange leben, so dass ein Wurzel-Trimming notwendig werden würde. Bei besonders robusten Pflanzen mit einem schnellen Wurzelwachstum und einer langen Wachstumsphase oder bei Mutterpflanzen stellt das Beschneiden der Wurzeln eine gute Möglichkeit dar, die Pflanzen lange gesund und kräftig zu halten. Wenn du selbst neugierig geworden bist, probiere das Root Pruning einfach einmal aus. Sicherlich wird dich das Endergebnis überzeugen.