Hanf ist eine außergewöhnlich schnellwachsende und kräftige Pflanze. Besonders im Freien kann sie ihr volles Potential ausschöpfen und zum Teil so groß werden wie ein Baum. Im Outdoorbereich stellen Schädlinge nur selten eine Bedrohung für die Hanfpflanzen dar. Hinzukommen oftmals Nützlinge, die die Schädlingspopulation dezimieren und eine übermäßige Verbreitung verhindern. Es muss nur eingegriffen werden, wenn sich die Schädlinge zu sehr ausbreiten sollten und die Pflanze sichtbar schädigen. Dann empfiehlt sich immer der Einsatz von natürlichen Pflanzenschutzmitteln, so dass sich keine Giftstoffe in der Pflanze anreichern können und später beim Konsum evtl. gesundheitsschädliche Auswirkungen hervorrufen.
Besonders muss man im Outdoorbereich allerdings auf den Schimmel- und Pilzbefall achten. Pflanzenschutz ist hier besonders wichtig. Je dichter und größer die Buds werden und je später im Herbst die Reife beginnt, je kälter und nasser also die Witterung ist, desto größer wird die Gefahr eines Pilzbefalls mit Botrytis cinerea (Grauschimmel) und/oder Falschem Mehltau. Dieser liebt kühle und feuchte Witterung und bildet sich im Gegensatz zum Echten Mehltau immer nur an der Blattunterseite. Der Echte Mehltau kann sowohl an der Blattober- als auch an Blatterunterseite auftreten sowie darüber hinaus auch Stängel und Blüten befallen, er wird durch warmes und trockenes Klima begünstigt.
Der kluge Hanfanbauer sorgt vor: Wenn man einige präventiven und wirksamen Regeln beachtet und passende Sortenwahl auswählt, kann man das ersehnte Ernteergebnis im Herbst besser sicher stellen. Man sollte für Outdoor frühblühende Sorten (Reifezeit spätestens Mitte bis Ende Oktober) oder Autoflowering-Sorten verwenden, um die Pflanzen nicht den feucht-kalten Spätherbsttagen und –nächten auszusetzen zu müssen. Während dieser Zeit steigt das Risiko des Pilzbefalls rapide. Indicas sind wegen der Kompaktheit ihres Wachstums und der Blüten deutlich schimmelempfindlicher als Sativas, auch dies kann ein Kriterium bei der Sortenwahl sein. Außerdem sollte bei der Standortwahl darauf geachtet werden, dass keine Staunässe im Boden vorhanden ist oder entstehen kann. Dann werden auch Wurzelpilze (vor allem Pythium) zum Problem für die Cannabispflanzen, oder die Pflanze stirbt einfach durch Luftmangel an den Wurzeln ab, wenn die Staunässe länger anhält. Man kann dem Problem der Staunässe vorbeugen, indem man durch Ersetzen oder Aufbessern der vorhandenen Erde mit fertiger Grow-Erde oder Zuschlagstoffen wie Kompost, Kokosfasern und Sand für eine lockere Bodenstruktur mit guter Drainage und Durchlüftung sorgt. Zu tonreiche Böden sollen auf jeden Fall gemieden werden.
Eine wirksam Pflanzenschutzmaßnahme ist: Eine „Mulchdecke“ um den Stamm herum aufzubringen. Diese mildert die prasselnden Regengüssen ab, schützt also die Bodenstruktur, und unterdrückt das Wachstum von Unkräutern um die Pflanze herum.
Das Pflanzen und die Art und Weise hat einen Einfluss auf das Schimmelrisiko: man sollte mehrere Pflanzen großzügig und mit ausreichend Abstand pflanzen, damit der Wind durch den Pflanzenbestand zirkulieren kann, so die lokale Luftfeuchte herabsetzt und die Pflanzen nach Regenfällen schneller abtrocknen lässt. Am besten ist es, wenn junge und schon kräftige Pflanzen nach draußen gesetzt werden. Je größer und widerstandsfähiger die Pflanzen bereits sind, wenn Sie nach draußen gesetzt werden, desto schwerer haben es Schädlinge, von ihnen Besitz zu ergreifen.
Nach dem Auspflanzen nach Draußen stellen für die Pflanzen zunächst eher große (Kaninchen, Rehe etc.) oder mittelgroße (Schnecken) Schädlinge ein Problem dar. Hohes Umzäunen (mit Hühner-Drahtzaun) bietet einen sicheren Schutz vor großen Schädlingen. Schnecken können Jungpflanzen erheblich schädigen, besonders nach einer längeren Feuchteperiode ist die Gefahr eines massenhaften Auftretens gegeben. Dann muss man ein besonderes Auge auf seine Pflanzen haben und die Schnecken ggf. absammeln. Im gewerblichen Gartenbau wird bei kritischen Kulturen um große Einzelpflanzen ein ca. 20 cm hoher Streifen aus verzinktem Blech, gezogen und oben-außen solchermaßen nach unten scharf abgebogen, dass im Profil eine Eins entsteht – für die Schnecken ein nicht zu überwindendes Hindernis.
Am Balkon oder im Garten empfiehlt sich die Mischkultur. Aus der „normalen“ Heimgärtnerpraxis ist bekannt, dass u.a. Bohnenkraut, Knoblauch, Zwiebel und Lavendel helfen, Blattläuse fernzuhalten. Gleiches in Bezug auf Schnecken wird Kapuzinerkresse, Kerbel, Salbei und Thymian (die auch gegen Blattläuse wirken) nachgesagt. Ferner helfen pflanzenstärkende Mittel wie „ComCat“ von Zentauri oder „Mineral Magic“ von General Hydroponics, die Resistenz gegenüber Schadorganismen heraufzusetzen. Diese Zuschlagstoffe werden der Erde beigemischt.
Ein sehr gutes und rein natürliches Mittel ist das aus Indien stammende Neemöl (Wirkstoff: Azadirachtin). Vor allem bei kleineren Pflanzen und Pflanzengruppen, auf dem Balkon oder im Garten, ist der Einsatz dieses Mittels gut realisierbar und absolut lohnenswert: Zum einen wirkt Neemöl pflanzenstärkend und vitalisierend, es erhöht die Abwehrkraft der Pflanzen und lässt sie noch vitaler gedeihen. Zum anderen kann man Neemöl sowohl präventiv als auch proaktiv (direkte Bekämpfung) gegen alle mögliche Arten von Schädlingen, Pilzen, Würmern, Bakterien und Viren einsetzen – insgesamt mehr als 200 verschiedene, u.a. Blatt- und Schildläuse, Spinnmilben, Weiße Fliegen, Thripse, Zikaden, etc.! Gegen Insektenlarven ist Neemöl sogar ganz besonders wirksam, denn es hindert diese daran, in ihr nächstes Entwicklungsstadium überzugehen, sie verenden dann, während die direkte Giftwirkung gegen adulte Tiere begrenzt ist. Man kann Neemöl z. B. auch sehr gut zur Bekämpfung von Echtem Mehltau einsetzen, und sogar gegen leichtere Fälle von Botrytis kann es sich als eindämmend erweisen.
Bei der Anwendung werden Nützlinge wie Marienkäfer, Spinnen, Florfliegen, Bienen und Ameisen geschont, denn diese sind unempfindlich gegen Neemöl. Man kann die Pflanzen mit Neemöl-Lösungen sowohl gießen als auch besprühen, (beides ist zu empfehlen) Kurz-um ein hochwirksames, segensreiches biologisches Mittel, das übrigens innerhalb weniger Tage abbaubar bist, d.h. man kann es also auch bis kurz vor der Ernte anwenden.
Als weiteres pflanzenstärkendes, dem Befall mit Schädlingen vorbeugendes biologisches Mittel gilt Schachtelhalmextrakt (Gieß- und Spritzmittel, z. B. von Neudorff), mit dem viele Grower gute Erfahrungen gemacht haben.