Cannabispflanzen können sich durch die Samen, die sie produzieren, vermehren und damit ihre Nachkommen sichern. Viele Grower stellen sich auch selbst Stecklinge her und erzeugen damit genetische Kopien einer vorher selektierten Mutterpflanze. Aus dem professionellen Gartenbau ist die Stecklingsvermehrung nicht mehr wegzudenken und auch für den Anbau mit hydroponischen Systemen ist sie eine wichtige Methode um gleichbleibend hohe Qualität und Erträge zu erzeugen.
Das Klonen bietet die Möglichkeit, wertvolle und besondere Genetik zu sichern. Außerdem können Pflanzen, die daraus entstanden sind, schneller geerntet werden, als jene, die durch Samen herangezogen wurden. Stecklinge können zügiger Wurzeln bilden als Pflanzen, die aus Samen gekeimt wurden und damit schneller wachsen und sich entwickeln. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass durch das Klonen ausschließlich weibliche Cannabis-Pflanzen entstehen, die die gleichen genetischen Eigenschaften aufweisen wie die Mutterpflanze von der sie stammen.
Eine Mutterpflanze selber machen
Eine Mutterpflanze ist eine ausgewachsene, sehr gesunde und genetisch überzeugende weibliche Pflanze. Es ist eine Wissenschaft für sich, eine Mutterpflanze selbst zu machen und erfordert etwas Zeit, wenn man gute Ergebnisse haben möchte. Dabei sind mehrere Schritte notwendig und es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen:
- Eine Mutterpflanze sollte am besten aus qualitativ hochwertigen (regulären) Samen gezogen werde. Manche Grower ziehen Mutterpflanzen auch aus Stecklingen, doch ich halte nicht besonders viel davon, denn das kann zu schwächeren Pflanzen und verringerter Qualität führen. Daher ist es immer das beste, Mutterpflanzen aus hochpotenten Marken-Samen zu ziehen. Es sollten hierfür vorrangig reguläre Seeds verwendet werden. Um eine geeignete Mutterpflanze selektieren zu können sollte eine gewisse Anzahl an Pflanzen vorhanden sein, aus der man dann später das bzw. die Highlights auswählt. Darum bringt der professionelle Grower auf der Suche nach der besten Mutterpflanze mindestens 40 Samen zum Keimen pro Sorte, von der er eine Mutterpflanze haben möchte.
- Nachdem die Samen gekeimt sind, werden sie sofort unter das Licht gebracht und 18 Stunden mit ausreichend starkem Licht beleuchtet (MQL oder nahe unter 3x Neonröhre). Zusätzlich erhalten die kleinen Pflänzchen Wachstumsdünger in der Dosierung wie es im Düngeschema des Herstellers angegeben ist. Nach ca. 6 Wochen sollten sich stattliche kleine Pflanzen entwickelt haben, die auch schon einige Seitenzweige haben.
Nun gehen die Meinungen auseinander. Manche schicken jetzt diese Pflanzen in die Blüte um zunächst zu ermitteln, welche männlich und welche weiblich sind. Dies erfordert allerdings später, dass die gleichen Mütter von der Blütebelichtungszeit wieder in die Wachstumsphase gebracht werden müssen, was Cannabis-Pflanzen im Allgemeinen nicht sehr mögen und was regelmäßig zu Hormonstörungen bei den Pflanzen führt. Dies zeigt sich dann in verminderter Produktion, komischen Wachstum und seltsamen Blättern. Die Stecklinge dieser Mütter sind also nicht mehr unbeschädigt und haben oft Einschränkungen, was die Leistungskraft und Potenz betrifft. Deswegen mache ich es einfach so auch wenn dies länger dauert:
- Von allen angesähten Pflanzen werden nun ein bis zwei Stecklinge genommen und markiert/beschriftet, so dass man sie nachher auseinanderhalten kann. Für die Herstellung von Stecklingen eigenen sich besonders gut Stecklingsmittel wie Clonex. Diese begünstigen und fördern die schnelle und gesunde Wurzelbildung. Sobald die Stecklinge begonnen haben Wurzeln zu bilden, wartet man noch 3-4 Tage bis einige Wurzeln mehr entstanden sind und schickt sie dann gleich in die Blüte. Nach einigen Tagen (je nach Sorte) zeigen sich dann die ersten Blüten und das Geschlecht kann ermittelt werden. Nun können alle männlichen Stecklinge zusammen mit ihren dazugehörigen (männlichen) „Mutterpflanzen“ vernichtet werden. Es sind dann also nur noch weiblich Pflanzen übrig, sowohl bei den Stecklingen als auch bei den Mutterpflanzen. Man bemerkt schon diese Methode erfordert ein wenig Raum .
Diese weiblichen Stecklings-Pflanzen können nun zu Ende kultiviert werden und bleiben eher kleine Pflanzen, da man sie ja früh in die Blüte geschickt hat. Dabei sollte man diese Pflanzen genau beobachten und auf folgende Kriterien achten:
- Welche beginnt am schnellsten zu blühen?
- Welche hat die größten Blüten?
- Welche wird am schnellsten fertig?
- Wie ist das Aussehen, der Wuchs? Form?
- Anfälligkeit für Krankheiten?
Kriterien, die nach der Ernte sichtbar sind:
- Wie ist das Aroma? Farbe? Harzproduktion?
- Wie sind die Effekte? Wie ist das High?
- Trifft die Pflanze meine Erwartungen?
- für Patienten: Besitzt sie im medizinischen Bereich die Effekte, die ich mir wünsche? Mit welcher Pflanzen können einzelne Symptome am besten gelindert werden? Welche Pflanze scheint, die für mich das optimale Cannabinoid und Terpeneprofil zu besitzen? Mit welcher mache ich persönlich die besten Erfahrungen?
Es geht darum anhand dieser Stecklinge, die ja genetisch identisch zu ihren Müttern sind, herauszufinden, wer die optimalsten sind. Nachdem durch die genannten oder eigenen Kriterien die beste oder besten Mutterpflanzen ermittelt wurde, werden alle anderen Mütter aus ihrem Wuchsraum genommen und können zum blühen gebracht werden oder so lange im Wuchsraum gelassen werden bis sie in die Blüte geschickt werden. Im Mütter-Wuchsraum steht jetzt nur noch die auserwählte Super-Mutter oder mehrere je nachdem.
- Mutterpflanzen sollen während ihrer gesamten Lebensdauer mit hochwertigem Cannabis-Wuchsdünger versorgt werden. Es gibt speziellen Cannabis-Dünger für Mütter, der diese mit allem versorgt, was sie brauchen: Metrop MAM 8
Stecklinge herstellen
Steckis lassen sich am besten von biegsamen jungen Trieben im oberen Drittel der Pflanze nehmen. Holzige Zweige bilden schwerer Wurzeln.
Wenn man einen Sea-of-Green-Anbau machen möchte, können Stecklinge bald nachdem sie die ersten Wurzeln gebildet haben in den Blühraum gestellt werden, also zum Blühen gebracht werden. Man sollte die Klone allerdings noch eine Woche wachsen lassen nachdem sich die ersten Wurzeln gezeigt haben, so dass sie kräftig genug werden. Wenn Stecklinge bereits wenige Tage nachdem sich Wurzeln gebildet haben in die Blüte geschickt werden, entwickeln sich daraus natürlich nur recht kleine Pflanzen mit entsprechend kleineren Buds. Deswegen sind diese Pflanzen dann für einen Sea-Of-Green-Anbau geeignet, d.h. man braucht auch eine entsprechende Menge von ihnen um die Anbaufläch zu füllen (sehr grob gesagt ab 30 aufwärts, eher Richtung 50-100 Stück).
Oder man macht es so wie ich es am liebsten mag und belässt die Stecklinge nach dem Anwurzeln zunächst noch einige Zeit in der Wuchsphase. Die Stecklinge können sich zu stattlichen Pflanzen entwickeln als wären sie aus Samen gezogen. Diese Pflanzen werden natürlich dann viel größer und bekommen auch dickere Blüten. Eine dieser Pflanzen liefert also mehr Ertrag als der früh zu Blüte geschickte Steckling es tun wird.
Stecklinge schneiden
Einige Grower sind Profis beim Schneiden von Stecklingen und bekommen nahezu jeden Steckling erfolgreich durch und bei anderen will es einfach nicht klappen. Es ist wichtig hierbei einiges zu beachten. Mit dem Einsatz hydroponischer Stecklingssysteme, die relativ kostengünstig erhältlich sind, lassen sich die Klonerfolge deutlich erhöhen und Stecklinge bekommen viel schneller Wurzeln.
Dies sollte man beachten beim Schneiden von Stecklingen:
- Die Umgebung, Hände und alle Werkzeuge, die man beim Stecklingeschneiden verwendet, sollten absolut sauber (desinfiziert) sein.
- möglichst scharfes Messer verwenden, am besten ein Skalpell, so dass ein gerader Schnitt gemacht werden kann.
- das Skalpell nach jedem Schnitt desinfizieren, so dass keine Krankheitserreger übertragen werden.
- den Steckling sofort nachdem er abgeschnitten wurde, in ein Glas mit klarem sauberen Wasser (pH-Wert 6.0) stellen und dort ca. 15 Minuten belassen. Das ganze sollte sehr schnell gehen. Der Steckling darf von der Schnittstelle her keine Luft ziehen.
- Anschließen wird der Steckling an der Schnittstelle in das Klongel getaucht, welches zuvor in ein sauberes Gefäß gefüllt wurde. Den Steckling nicht direkt in das Klongel tunken. So könnten Keime hineinkommen und nachher alle Stecklingsfreude versaun.
- Nach dem Tauchen der Schnittstelle in des Klongel, steckt man den Klon gleich in die Steinwolle , die man schon zuvor über Nacht in Wasser eingelegt hatte. Steinwolle leicht ausdrücken, so dass überschüssiges Wasser rausläuft, dann Stecki rein.
- Man kann Steckis nach dem Schneiden für 2-3 Tage in ein kleines Zimmergewächshaus stellen. Dieses 3x am Tag für 5 Minuten lüften, auch wenn einige sagen in den ersten Tagen nicht öffnen, rate ich davon. Indem man gleich von Anfang an täglich kurz lüftet, lässt sich das Vergammeln von Stecklingen viel besser verhindern und ich habe noch nie erlebt, dass ein Stecki, der ansonsten gut versorgt war, ausgetrocknet wäre, weil man ihn bereits am 2. Tag gelüftet hat. Allerdings ist das Risiko sehr hoch, dass aus einem Klon nichts wird, wenn er tagelang in seinem eigenen saft brütet und kein Luftaustausch vorhanden ist. Dann ensteht oftmals schneller Schimmel als man glauben kann und man wundert sich, weil nur noch ein gelbes kümmeriges Teil im Gewächshäuschen hängt . Eine Luftfeuchtigkeit von 60% reicht normalerweise vollkommen aus, ist sie höher steigt damit auch das Risiko dass die Steckis an den Stängeln matschig werden und sich Schimmel bildet. Dieser tötet die Stecklinge in aller Regel, verhindert dass sie jemals Wurzeln bekommen. Ich bin auch der Meinung, dass man mit Besprühen der Stecklinge eher sparsam vorgehen sollte oder es auch lieber ganz lassen kann. Ein ständig “geduschter” Steckling kann ebenfalls leicht matschig werden, neigt zu Pilzbefall und hat nicht genügend Antrieb um selbst Wurzeln zu bilden. Auch hydroponische Stecklingssysteme sollten täglich 3x kurz gelüftet werden.
- Ab dem dritten Tag nach dem Schneiden, sollte die Klappe des Gewächshäuschens ganz weggenommen werden, dabei immer wieder die Steinwollblöcke kontrollieren, diese dürfen nicht austrocknen, sollen aber auch nicht im Wasser stehen. Am einfachsten lässt sich zu rasantes Austrocknen der Steinwollblöcke verhindern, indem die Wanne des Zimmergewächshauses ca. 5-8cm mit feuchten Perliten befüllt wird und dort hinein die Steinwollblöcke mit den Steckis gesetzt werden. Wenn dann die ersten kleinen Wurzeln kommen und aus den Steinwollblöcken heraussprießen, können sie sich optimal in die Perlite bewegen, trocknen nicht aus und bekommen zudem reichlich Sauerstoff, was sie zu einem schnellen Wachstum anregt.
- Stecklinge benötigen von Anfang an ausreichend Licht. Auch wenn oftmals behauptet wird Stecklinge bräuchten noch nicht viel Licht, hat es sich einfach gezeigt, dass Stecklinge besser anwurzeln und schon währenddessen weiterwachsen können, wenn sie genug Licht bekommen. Die NDL ist dafür oftmals zu stark und entwickelt zu viel Hitze, gerade wenn sich die Stecklinge in einem Zimmergewächshaus befinden. Es empfiehlt sich der Einsatz von Pflanzenenergiesparlampen mit Wuchsspektrum oder man benutzt für die Beleuchtung 3 Leuchtstoffröhren (kurzer Abstand!) gegebenenfalls auch mehr je nach Menge.
- Ein Reihe von speziellen Zusätzen für die Stecklingsvermehrung unterstützen Stecklingen, sich ideal zu entwickeln und helfen Krankheiten zu vermeiden, z.B. Mittel zur Wurzelstimulation bewirken, dass Stecklinge schneller kräftige Wurzeln bilden und dadurch gesund wachsen.
- Sobald Stecklinge Wurzeln zeigen, können sie ganz mild gedüngt werden, dabei nicht übertreiben, das schadet ihnen. Ich dünge Stecklinge in Steinwollblöcken sogar von Anfang an, aber ganz ganz schwach und achte natürlich besonders auf den richtigen pH-Wert. Im Pflanzenmodell 😀 konnte ich herausfinden, dass sich diese Stecklinge im Durchschnitt noch schneller entwickeln.
- Mit einem beheizten Gewächshaus kann man bei Stecklingen das Risiko von Schimmelbildung minimieren und das Wurzelkwachstum enorm beschleunigen. Sie lieben es einfach.
- Die Stecklinge sollten täglich 1-2x kontrolliert werden, so dass man irgendwelche Auffälligkeiten und Veränderung der Blätter gleich erkennt.
- Wenn Stecklinge einige Wurzel gebildet haben, können sie in ihr Pflanzmedium gesetzt werden und unter ein stärkeres Licht gebracht werden. Am effektivsten sind hierbei Metallhochdrucklampen oder Pflanzen-LEDs. Je nachdem wie man mit den Steckis weiterverfahren möchte, ob sie noch wachsen sollen oder bereits gleich in die Blüte geschickt werden, wird dabei das entsprechende Lichtspektrum gewählt (siehe dazu: die richtige Beleuchtung bei Cannabis). In den ersten 2 Tagen unter intensiveren Licht wählt man bei HQLs einen noch etwas größeren Abstand zur Lampe.
- Stecklinge sollten während des Anwurzelns, in den Tagen danach und solange sie wachsen sollen mit 18 Stunden beleuchtet werden.
Was muss man bei Mutterpflanzen beachten?
Es gibt tatsächlich Mutterpflanzen, die schon einige Jahre alt sind. Um eine Cannabis-Pflanze indoor so lange gesund zu halten, benötigt sie ein optimale Versorgung in allen Bereichen und eine ausgewogene Nährstoff- und Vitamingabe. Zusätzlich müssen Mikroben für eine gute Bodenkultur gegeben werden, um alles im Gleichchgewicht zu halten und Pilze dauerhaft zu vermeiden. Eine gesunde Wurzelzone ist daher bei Mutterpflanzen extrem wichtig. Die Mutterpflanzen sollten in ausreichend großen Pflanzgefäßen untergebracht werden, normalerweise sind diese um einiges größer als bei den Pflanzen, die zum Blühen gebracht werden. So kann die Mutterpflanze auch schön buschig werden und viele Triebe bilden, die später zu fetten Steckis werden. Die Mutterpflanzen am besten alle paar Monate in neue Erde/Pflanzmedium setzen. Wenn der bisherige Topf noch groß genug ist, kann sie in den gleichen wieder gebracht werden, ansonsten nimmt man eine Nummer größer.
Besonders bei Mutterpflanzen ist ein pefektes Bodenklima von enomer Wichtigkeit, um deren Langlebigkeit und die Produktion ertragreicher Stecklinge sicher zu stellen. Dies kann erreicht werden durch richtiges düngen und gießen der Mütter, Verwendung von Mikroorganismen für den Boden und dem Einsatz von hochdurchlüfteten Pflanzgefäßen, die unter anderem dazu beitragen Krankheiten zu vermeiden und ein besseres Wachstum zu gewährleisten. Der Air-Pot ist nicht nur der berühmteste sondern auch der beste Vertreter in dieser Sache. Selbstverständlich sollte man für Mütter nur beste Cannabis-Pflanzenerde benutzen, z.B. Diese eignet sich von ihrer Struktur um auch längere Zeit eine zuverlässige Pflanzenwachstumsbasis darzustellen.
(Billige Blumenerde aus dem Supermarkt zerfällt sehr schnell, wird gammelig, hat eine miese Belüftung und enthält neben Krankheitserregern auch Schädlinge sowie einen falschen pH-Wert. Ist also generell nichts für Marijuana-Pflanzen.)
Obwohl es Mutterpflanzen gibt, die bis zu 6 Jahre alt sind, lässt irgendwann ihre Kraft nach und ich bin nicht wirklich kein Fan von zu alten Mutterpflanzen. Einige nehmen einen Steckling von der Mutter und machen diesen dann wieder zu einer neuen Mutterpflanze. Stecklinge von Stecklingen zu nehmen macht aus meiner Sicht aber keinen Sinn und führt zu schwächeren Pflanzen und schlechteren Ergebnissen. Ich finde Mutterpflanzen sollten nicht älter als 1-2 Jahre alt sein. Erfahrene Grower setzen 1-2x pro Jahr neue Samen an um wieder eine gesunde Mutter zu selektieren.