Gerade in der Anfangsphase sind die Seedlinge und jungen Cannabispflanzen noch empfindlich und reagieren stärker auf Stress und schlechte Anbaubedinungen. Einige Fehler, die häufig gemacht werden, tragen dazu bei, dass sich die Pflanzen schlecht entwickeln und vor allem Grow-Anfänger teilweise verzweifeln. Aber das muss nicht sein. Im folgenden Artikel erfahrt ihr, wie ihr typische Fehler vermeiden und Probleme frühzeitig erkennen könnt.
Vorneweg: ein gesunder Cannabis-Seedling sieht so aus:
Wenn Cannabis-Seedlinge das Licht der Welt erblicken haben sie zunächst 2 runde Keimblätter. Diese Blätter werden bereits im Inneren des Samens entwickelt und entfalten sich sobald der Same keimt. Nachdem sich die Keimblätter entfaltet haben, beginnen die eigentlichen und typischen Cannabisblätter zu wachsen. Mit zunehmendem Alter sehen die Cannabisblätter mehr und mehr so aus wie wir sie kennen. Aus gesunden Seedlingen, werden gesunde und kräftige junge Cannabispflanzen.
Die häufigsten Fehler und Probleme mit Seedlingen
Überwässerung
Die Symptome von Überwässerung können sein: die Pflänzchen sind kraftlos und hängen rum, das Pflanzmedium ist sehr nass, der Seedling kippt einfach um als hätte ihn jemand abgeknipst.
Eine Überwässerung von Seedlingen wird sehr oft ausgelöst durch folgende Faktoren:
- Der Topf ist zu klein
- Zu großer Topf, sehr kleine Pflanze
- Es ist keine ausreichend Drainage im Pflanzgefäß vorhanden, Gießwasser kann nicht richtig ablaufen
- Es wird zu oft gegossen
Bei der Überwässerung ist das Hauptproblem, dass dann die Wurzeln nicht mehr ausreichend Sauerstoff bekommen, also regelrecht ertrinken. Zu viel Wasser im Pflanzgefäß verdrängt den Sauerstoff im Wurzelbereich, der lebenswichtig für die Wurzeln und die Pflanzen ist. Dieser Sauerstoffmangel macht sich häufig bemerkbar durch hängende schlaffe Blätter.
Eine der häufigsten Ursachen für Überwässerung ist ein zu großer Pflanztopf. In zu großen Töpfen kann man Seedlinge und junge Cannabispflanzen schnell überwässern, weil die Wurzeln noch nicht so viel Wasser aufnehmen können wie der Topf Wasser gespeichert hat. Große Töpfe brauchen lange bis sie trocknen. Das ist auch der Grund, weshalb diejenigen Pflanzen schneller wachsen, die zuvor in einem kleineren Topf waren, als Pflanzen, die bereits von Anfang an in einen großen Topf gesetzt wurden.
Deswegen ist es das Beste, Seedlinge zunächst in einen kleinen Topf zu pflanzen bis sie kräftig geworden sind und einiges an Größe zugelegt haben. Dann können sie in den nächst größeren Topf umgesetzt werden. Cannabispflanzen sollten immer in ein Pflanzgefäß gesetzt werden, das entsprechend ihrer Größe und ihres Alters ist.
Seedlinge brauchen nur einen sehr kleinen Topf (von ca. 0,25L). Pflanzen, die in einen zu großen Topf gesetzt werden, verschwenden nicht nur unnötigerweise Anbaufläche und Pflanzmedium, sondern wachsen im Allgemeinen auch langsamer. Wenn es bereits zu spät ist und Du schon einen zu großen Topf verwendet hast, gieße nur vorsichtig und wenig in einem Ring um die junge Pflanze herum. Es kann normal gegossen werden, sobald die jungen Cannabispflanzen kräftig geworden sind.
Zu kleiner Topf
Ebenso wie die Verwendung eines zu großen Pflanzgefäßes zu Problemen führen kann, können Probleme auftreten, wenn ein zu kleiner Topf benutzt wird. Als Seedlinge mögen die kleinen Cannabispflanzen kleine Töpfe, werden sie allerdings größer und stärker, brauchen die Wurzeln mehr Platz. Wenn die Jungpflanzen nicht rechtzeitig umgetopft werden, kann es zu „Rootbound“ kommen und die Wurzeln beginnen sich um sich selber zu schlingen. Es können in der Konsequenz dann Symptome von Überwässerung und Nährstoffmangel auftreten.
Ein zu kleiner Topf in der Kombination mit Überwässerung kann zu seltsamen Symptomen führen, die oftmals wie Nährstoffmangel aussehen: bräunliche Blätter, Entfärbung der Blätter, rostige Flecken und Punkte…
Wenn die Cannabispflanze nicht glücklich mit ihrer Umgebung und ihrem Pflanzmedium ist, kann sie nur wenig Nährstoffe aufnehmen, dies widerum führt zu bestimmten Symptomen, die aussehen wie ein Nährstoffmangel.
Solange die oberste Schicht Erde noch nass und feucht ist, sollte nicht erneut gegossen werden. Spätestens wenn sich Algen im Topf und der obersten Erdschicht bilden, weißt du, du überwässerst schon seit recht langer Zeit. Überwässerung kann auch zu einem zusätzlichen großen Problem führen: nämlich Pilz. Pilzkrankheiten können sich schnell in einem zu feuchten Medium ausbreiten und die Pflanzen killen.
Keine ausreichende Drainage im Pflanzgefäß
Eine mangelnde Drainage im Pflanzgefäß, führt häufig zu Probleme. So kannst Du sie einfach lösen:
Beginne immer mit einem guten Pflanzmedium, das für Cannabispflanzen geeignet ist und von sich aus eine gute Drainage besitzt. Verwende dafür Markenerde wie Plagron, BioBizz, CANNA usw.
Benutze anfangs einen kleinen Topf, so minimierst Du das Risiko einer Überwässerung und die Seedlinge können sich besser entwickeln.
Das Pflanzgefäß sollte ausreichend viele Löcher am Boden haben, so dass überschüssiges Wasser schnell austreten kann.
Solange der Wasserverbrauch der kleinen Pflanzen noch gering ist, gieße nur wenig und nicht zu häufig.
Textilpots wie z.B. der Smart Pot sorgen für eine Belüftung der Wurzelzone auch von den Seiten.
Lasse Junpflanzen (und erwachsene Pflanzen) nie im Wasser stehen.
Bei der gefürchteten „Umfallkrankheit knicken Pflanzen einfach am Stiel ab. Das bedeutet den sicheren Tod der Pflanze, denn sie kann dann nicht mehr weiterleben. Dies passiert oft, wenn schlechte, nicht gut drainagierte oder falsche Erde genutzt wird. Auch wenn zu stark vorgedüngt Erde benutzt wird, kann es zur Umfallkrankheit kommen.
Umfallkrankheit
Gleichzeitig sollte man den Wurzeln nicht erlauben auszutrocknen. Sie brauchen ständig Zugang zu Feuchtigkeit. Das Beste für Wurzeln ist, wenn sie ständig Zugang zu Feuchtigkeit und Sauerstoff haben. Ist es eher kalt muss man auch seltener gießen. Die Häufigkeit des Gießens sollte entsprechend dem tatsächlichen Verbrauch der Pflanze in Abhängigkeit von der Temperatur individuell angepasst werden.
Zu wenig Wasser
Seedlinge und Jungpflanzen bekommen hängende Blätter, beginnen zu welken und wachsen schlecht, wenn sie nicht ausreichend gegossen werden. Ähnlich wie Überwässerung kann zu wenig Wasser zu größeren Problemen führen. Wenn das Pflanzmedium steinhart und trocken ist, dann leidet die Pflanze an starkem Wassermangel.
Stelle sicher, dass die Cannabiswurzeln zu jeder Zeit Zugang zu Feuchtigkeit haben. Die Pflanzen verlieren ständig Wasser über die Blätter und neues wird von den Wurzeln in die Pflanze transportiert. Das ist wie eine Art fortwährender Sog.
Dies ist eine zu stark ausgetrocknete Cannabispflanze
Wenn die Wurzeln der Pflanzen austrocknen, stellen diese zunehmend ihre Funktion ein. Trocknen Teile der Wurzel komplett aus, sterben diese gleichzeitig ab. Besonders Seedlinge leiden stark, wenn sie zu wenig Wasser bekommen. Beginnt sich die Erde vom Topfrand zu lösen, ist dies ein Zeichen für Austrocknung. Die Probleme verschlimmern sich, wenn gleichzeitig stark vorgedüngte Erde oder viele Nährstoffe gegeben wurden. Die kleinen Cannabispflanzen wachsen nur noch wenig und entwickeln sich schlecht. Die Lösung des Problems ist einfach: mehr Wasser geben. Sobald die jungen Pflanzen wieder ausreichend Wasser erhalten, beginnen sie wieder normal zu wachsen und sich zu erholen.
Probleme mit Nährstoffen
Gesunde Cannabispflanzen haben saftig grüne Blätter. Sind die Blätter gelblich, entfärbt, ausgetrocknet oder haben Flecken, stimmt irgendetwas nicht. Wenn sich die Blätter der Pflanzen verändern, solltest Du reagieren und Gegenmaßnahmen ergreifen.
Häufige Probleme bei Seedlingen im Zusammenhang mit Nährstoffen, sind:
- Zu viel Nährstoffe
- Keine, zu wenig Nährstoffe
In heißer und trockener Umgebung kommt es besonders leicht zu Überdünung. Zwei deutliche Hinweise für eine Überdüngung sind dunkelgrüne (grün-schwarze) Blätter und getrocknete Blattspitzen.
Sehr dunkle Blätter sind oft ein Zeichen für zu viel Stickstoff.
Hält der Stickstoffüberschuss an, beginnen sich die Blätter gelblich zu verfärben und es kommt zu weitern Nährstoffproblemen. Zu einem Überschuss an Stickstoff kann es bei Seedlingen und Jungpflanzen kommen, wenn mit einer stark vorgedüngten Erde gestartet wurde, wenn Nährstoffe zu früh gegeben werden oder wenn zu viele Nährstoffe gegeben werden. In einer guten Erde für Seedlinge, z.B. Light Mix von BioBizz ist es nicht notwendig in den ersten Wochen zu düngen. In der Erde sind bereits alle notwendigen Nährstoffe enthalten.
Wenn zu viele Nährstoffe auf einmal gegeben werden, kann es schnell zu einer „Vergiftung“ der Pflanze kommen. Wenn die Cannabispflanzen zu viele Nährstoffe erhalten, kann es wiederum zu einem Nährstoffmangel bei bestimmten Nährstoffen kommen, weil einzelne dann blockiert werden. Stellst Du eine Überdüngung fest, ist es das Beste zunächst mit klarem Wasser zu gießen, so dass die Pflanzen Gelegenheit haben die überschüssigen Nährstoff aus dem Substrat zu verbrauchen, bevor neue Nährstoffe dazukommen. Meist erholen sich die Pflanzen schnell und bekommen wieder ihr frisches grün.
Zu Nährstoffproblemen und Mangelerscheinungen kommt es bei Seedlingen und jungen Pflanzen meistens nur dann, wenn die falsche Erde benutzt wird. Nährstoffmangel bei Seedlingen kann auftreten in erdlosen Pflanzmedien, die keinerlei Nährstoffe enthalten. Beispielsweise, wenn in Steinwollblöcken, Coco oder Vermiculit angesäht wird. Alle notwendigen Nährstoffe müssen bei diesen Medien von Anfang an und in der richtigen Dosierung gegeben werden, ansonsten wird es bald zu einem Nährstoffmangel kommen.
In dem Zusammenhang sollte immer der richtige Dünger für die jeweilige Phase gegeben werden. Ein Blütedünger während der Blüte und eine Wuchsdünger in der Wuchsphase. Wird beides vertausch oder nicht richtig dosiert, kommt es zu Mangelerscheinungen oder auch Überdosierung. Werden die Cannabispflanzen größer, brauchen sie einen entsprechenden Topf. Ist dieser zu klein häufen sich die Nährstoffprobleme.
Hitze
Hitze kann Seedlingen und jungen Cannabispflanzen zu schaffen machen: die Blattspitzen rollen sich, die Blätter sind welk, evtl. treten Flecken auf.
Cannabispflanzen und Hitze
Ist die Hitze im Anbauraum zu groß, sollten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden: bessere, stärkere Belüftung, Klimatisierung des Growraums, verbesserte Dämmung usw.
Lichtmangel
Seedlinge, die an einem Lichtmangel leiden, werden lang, krakelig und schwach. Wenn die Pflanzen nicht ausreichend Licht bekommen stretchen sie sich in die Länge und können sogar knicken. Außerdem können sie sich nicht richtig entwickeln und bleiben mager. Das Problem ist leicht gelöst: Stelle mehr Licht zur Verfügung. Bringe das Grow-Licht näher an die Pflanzen oder hole die Seedlinge aus ihrer dunklen Ecke im Garten. Wenn die an Lichtmangel leidenden Kleinen mit mehr Licht versorgt werden, beginnen sie sich wieder normal zu entwickeln und mit der Zeit verschwindet ihr krakelige Erscheinung.
Zu viel Licht
Wenn die Seedlinge und jungen Pflanzen zu nahe an das Grow-Licht oder in die pralle Sonne gestellt werden, kann es zu Verbrennungen kommen. Erhöhe einfach den Abstand zur Lampe und gewöhne Seedlinge zunächst einige Tage an die Sonne bevor du sie direktem Sonnenlicht aussetzt.
Zu kühle Temperaturen
Seedlinge und junge Pflanzen wollen besonders warme Temperaturen (26-27°C). Ist es zu kalt, kann es sein, dass Samen nicht keimen und Seedlinge nur langsam oder gar nicht wachsen.
Zu hohe Luftfeuchtigkeit
Wenn du zum Keimen oder für die Seedlinge ein kleines Gewächshaus nutzt, ist es wichtig dieses mehrmals (5x-10x) täglich für einige Minuten zu lüften und die Lüftungsklappen offen zu lassen. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit während der Keimung und bei Seedlingen kann die Umfallkrankheit auslösen. Ein Hygrothermometer hilft die Parameter zu kontrollieren und einzuhalten.
So dies waren die wichtigsten Tipps im Überblick, ich hoffe sie werden euch ein wenig weiterhelfen, wenn ihr in dieser Sache schon mal Probleme hattet.
Bis demnächst
Euer Juan