Mainlining ist eine relative neue und interessante Anbaumethode. Wir wollen zeigen, was Main-Lining ist, was du beachten solltest und wo die Vor- und Nachteile liegen. Wer weiß, vielleicht ist Main-Lining beim nächsten Grow schon bald nicht mehr nur eine Alternative, sondern wird zu Deiner Lieblingsanbautechnik in der Zukunft. In der Cannabis Szene wird das Main-Lining bereits weltweit diskutiert und mit Begeisterung angewendet.
Was ist Main-Lining?
Main-Lining ist eine Cannabis-Anbautechnik, die einige Vorteile bietet. Ziel ist dabei, aus kleinen Pflanzen möglichst viel Ertrag zu erhalten. Im Idealfall steigt damit nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Erträge. Main-Lining wird manchmal auch als Manifolding oder Fluxing bezeichnet.
Die dahinterstehende Technik erfordert ein wenig Übung und Hintergrundwissen. Denn beim Main-Lining ist viel Manipulation und Formen der Pflanze während der Wachstumsphase notwendig. Das Ziel ist “Vielfältigkeit”. Deswegen auch der alternative Name: Manifolding. Das steht nämlich für Viel- oder Mannigfaltigkeit. Es geht also darum, möglichst viele Blüten aus einer einzigen Nodie zu ziehen. Dadurch entsteht die eigentümliche Form, die tatsächlich mit der einer Zimmerpflanze zu vergleichen ist.
Jeder Haupttrieb erhält damit – wenn du die Schritt für Schritt Anleitung befolgst – die gleiche Menge an Wasser, Licht und Nährstoffen. Dadurch entsteht ein gleichmäßiges Wachstum und mehr Ertrag, der auch noch einfach zu ernten ist.
Durch Mainlining wird das natürliche Wachstum der Pflanze manipuliert. Diese bildet normalerweise einen einzigen Hauptrieb/Headbud, welcher bevorzugt wird und die meisten Nährstoffe und das meiste Licht erhält. Der Fachbegriff dafür lautet Apikaldominanz.
Wenn du deine Cannabispflanze in einer kontrollierter Umgebung anbaust, kannst du stattdessen dafür sorgen, dass alle Triebe die gleiche Höhe und somit die gleiche Nähe zum Licht haben. Damit wird eine gleichmäßige Versorgung mit Licht und Wasser sichergestellt.
Für einen ersten Versuch kannst du es mit vier Haupttrieben versuchen. Doch letztlich besteht bei dieser Technik auch die Möglichkeit, 8, 16 oder 32 Colas zu erhalten. Beachte jedoch, dass du dann wahrscheinlich auch mehr Platz benötigen wirst – für die Indoor-Zucht sind 8 Colas sehr gut geeignet.
Um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, braucht es beim Main-Lining die Kombination von LST (Low Stress Training) und Topping. Die genaue Anleitung folgt gleich. Zunächst kommen wir zu den Vor- und Nachteilen, die dir das Main-Lining bringt. Damit du entscheiden kannst, ob du deine neue Lieblingstechnik gefunden hast.
Die Vorteile des Main-Linings
Ob Main-Lining eine gute Alternative zum SOG (Sea Of Green) und SCROG (Screen Of Green) ist, wird häufig diskutiert und ist wohl Geschmackssache. Die Fans der Technik schwören jedoch auf die Einfachheit und Vorteile, die ihnen Main-Lining bietet.
Zum einen brauchst du weniger Equipment. Main-Lining arbeitet ohne ScrOG-Netz oder andere Spielereien. Luftzirkulation wird durch das spezielle Wachstum bereits gefördert. Also brauchst du eigentlich nur deine Cannabissamen, deine Schere oder Rasierklinge und Schnüre oder Draht.
Gerade für private Züchter spielt die Platzfrage immer eine Rolle. Beim Main-Lining brauchst du weniger Platz. Viele Main-Lining Experten berichten außerdem über die Einfachheit der Ernte.
Wenn du die Technik richtig anwendest, erhältst du größere Blüten. Das klingt bereits sehr gut, doch es gibt einen weiteren Vorteil: Nach der anspruchsvollen ersten Phase, kannst du dich zurücklehnen. Sobald du deine Pflanze trainiert hast, erledigt sie den Rest für dich und entwickelt eine gleichmäßige Blütenpracht.
Last but not least schwören viele Liebhaber des Main-Lining auf diese Technik, da sie perfekt zum Vermeiden von Popcorn-Buds ist. Die kleinen und wenig ertragreichen Blüten werden durch das regelmäßige Entfernen von allem, was unterhalb der Hauptstränge sprießt, sowie dem geringen Stresslevel nach der frühen Vegetationsphase verhindert.
Die Nachteile des Main-Linings
Wie bereits erwähnt, verlangt das Main-Lining zu Beginn hohe Aufmerksamkeit und Präzision. Ob deine Pflanze gelingt, wird bereits in den frühen Wachstumsphasen bestimmt. Ein weiterer möglicher Nachteil ist, dass du mehr Zeit einplanen musst bis zur Ernte. Besonders für private Grower sollte das aber kein Problem darstellen, wenn man die oben genannten Vorteile bedenkt.
Alles in allem ist es eine Frage der Voraussetzungen und deiner Präferenz. Denn echte Nachteile gibt es beim Main-Lining nicht, es handelt sich einfach um eine weitere Technik, die für bestimmte Grower mehr Ertrag bringt und eine Alternative zu den Klassikern SOG und SCROG darstellt.
Information first, Growing second
Für erfahrene Cannabisanbauer sind die folgenden Erklärungen vielleicht kalter Kaffee, doch Main-Lining kann sich auch für Anfänger eignen. Daher ein kurzer Crash-Kurs, der für den anschließenden Step by Step Guide extrem wichtig sein wird.
Die Vegetationsphase:
In der Wachstumsphase oder auch Vegetationsphase der Cannabispflanze findet die Hauptarbeit statt. Sie beginnt mit dem Ausbilden der ersten Blätter. Vorher ist die Pflanze noch sehr empfindlich und erst nachdem sich die ersten Blätter ausbilden, sollte mit dem Umtopfen begonnen werden. Nachdem die Pflanze ein anständiges Wurzelsystem ausgebildet hat, wird sich das Wachstum beschleunigen und sie wird widerstandsfähiger.
Low Stress Training:
Beim LST (Low Stress Training), zu deutsch: Training mit wenig/geringerem Stress, wird die Cannabispflanze geformt. Dabei werden Stränge mit Hilfe von Bändern, Schnüren oder Kabeln angebunden und somit das Wachstum nach eigenen Vorstellung betrieben. Diese Technik ist nicht ohne Risiko, da das Ziel immer eine Biegung ist, ein Bruch von Ästen jedoch vermieden werden sollte. Daher wenden die meisten Grower diese Technik bereits früh in der Vegetationsphase an, wenn die Zweige noch weich und biegsam sind.
Was ist Topping:
Wenn LST für geringen Stress steht, dann ist das Topping eine Methode, die viel Stress verursacht. Die oberen Teile der Pflanze werden abgeschnitten, um ein Wachstum in die Breite zu fördern. Dies findet ebenfalls in der Wachstumsphase statt. Damit werden mehr Blüten gezüchtet, die außerdem mehr Erträge einbringen können. Allerdings kann das zu einer Verlangsamung des Wachstums (mehr Erholung notwendig) und zu einer höheren Anfälligkeit für Krankheiten führen. Normalerweise kommt eine gesunde Cannabispflanze gut zurecht mit Topping.
Wie viel Platz brauchst du für Main-Lining?
Je mehr Blüten du beim Main-Lining haben möchtest, umso mehr Platz brauchst du auch. Für acht Blüten solltest du mindestens 60 cm² einplanen. Möchtest du es mit 16 Blüten probieren, dann solltest du 1 m² mitbringen und bei 32 Blüten dementsprechend 2 m².
Step-by-Step zum Main-Lining
Da du nun mit den wichtigsten Informationen zum Main-Lining, den Vor- und Nachteilen und dem Potential vertraut bist, möchtest du nun sicherlich wissen, wie du deine erste Pflanze mit der Main-Lining-Technik züchten kannst. In den folgenden 8 Schritten wird es dir erklärt.
Schritt 1: Du brauchst 5 Nodien
Im ersten Schritt musst du warten, bis deine Pflanze 4 bis 6 Nodien ausgebildet hat. Auch hier solltest du bereits darauf achten, dass deine Cannabispflanze gesund ist, damit du die späteren Schritte optimal durchführen kannst. Aber pass immer auf, dass du nicht zu lange wartest, bis du zum zweiten Schritt übergehst. Wenn deine Pflanze bereits Blüten bildet, bist du zu spät dran. Der Begründer der Main-Lining-Technik (Nugbuckets) schwört auf 5 bis 6 Nodien für optimales und schnelles Gelingen der Technik. Fängst du früher an, riskierst du, dass die Pflanze noch nicht widerstandsfähig genug ist.
Schritt 2: Das erste Topping
Hast du gewartet, bis sich 4 bis 6 Nodien gebildet haben, kannst du mit dem Topping beginnen. Dafür schneidest du über dem dritten Knoten. Übrig bleiben zwei Wachstumsstränge. Nun entfernst du alles (Blätter und Triebe) bis auf die dritte Nodie und damit die zwei Stränge, die deinen Ausgangspunkt bilden werden.
Jetzt wird die Pflanze all ihre Energie auf diese dritte Nodie konzentrieren. Die zwei Wachstumsstränge bindest du nun möglichst im 90 Grad Winkel herunter – das ist das angesprochene Low Stress Training. Auch hier musst du die Gesundheit der Pflanze bedenken: Sind die Stränge noch zu schwach, gib ihnen einige Tage Zeit, um zuzulegen. Je idealer die Bedingungen für dein Growing sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du damit schnell beginnen kannst.
Schritt 3: Wachstum und 2. Topping
Über Schritt 3 freut sich deine Pflanze, da sie zunächst wieder wachsen und sich somit erholen kann. Dabei wachsen die beiden Haupttriebe und bilden Nodien.
Sobald diese sich ausreichend herausgebildet haben, wählst du möglichst an gleicher Stelle auf beiden Seiten je eine Nodie zum Toppen aus. Wieder entfernst du alles darunter, um die Luftzirkulation zu ermöglichen und der Pflanze das Signal zu geben, all ihre Energie auf die verbliebenen Triebe zu konzentrieren.
Jetzt wiederholst du das Low Stress Training, bindest die neuen Triebe also ebenfalls nach unten, sobald sie dafür kräftig genug sind.
Schritt 4: Die Anzahl der Colas
Theoretisch könntest du nun schon aufhören. Damit hättest du vier Colas, die symmetrisch wachsen. Die meisten Grower wenden diese Technik jedoch an um noch mehr Colas zu erreichen.
Um mehr Colas zu erhalten, wiederhole die vorherigen Schritte. Ziel ist dabei, immer die Triebe zu toppen, die auf einer Höhe sind. Das ermöglicht das gleichmäßige Wachstum. Damit kannst du deine Colas noch einmal verdoppeln, auf 8 Colas oder noch einmal auf 16 oder sogar auf 32.
Wie groß deine Pflanze wird, hängt von deinen Voraussetzungen und Wünschen ab. In geschlossenen Räumen hören die meisten Grower spätestens bei 16 Colas auf, eher jedoch bei 8. Das bedeutet für dich 3x das Topping anzuwenden.
Schritt 5: Die richtige Form
Je nachdem wie deine Growing Umgebung aussieht oder was du erreichen möchtest, kannst du nun mit dem Formen der Pflanzen beginnen. Manche Grower haben nur bedingt Platz zur Verfügung und arbeiten deshalb zusätzlich mit einem ScrOG-Netz, andere wünschen sich eine ansprechende Form und Arbeiten mit Kabeln und Drahtschlaufen.
Schritt 6: Schnüre entfernen
Sind die Triebe kräftig und deine gewünschte Form wurde angenommen, kannst du alle Boden-Befestigungen aus der frühen Phase wieder entfernen. Das Hauptwerk ist damit getan, deine Pflanze erledigt nun den Rest und dafür kann sie die Schnüre und Drähte nicht gebrauchen.
Schritt 7: Pflege deine Pflanze, sie macht den Rest
Deine Pflanze pflegst du jetzt nach deinen Vorstellungen. Licht, Düngung und Co. sind in diesem Schritt angesagt, du schaffst also einfach die besten Bedingungen für dein kleines symmetrisches Werk.
Schritt 8: Endlich ernten
Die Ernte steht an. Hast du alle Schritte sorgfältig erledigt, sollten sich dir nun die Vorteile des Main-Lining erschließen: Reicher Ertrag, der auch noch leicht zu ernten ist. Wenn du auch auf die äußeren Werte achtest, freust du dich über die schöne Form der Cannabispflanze.
Wer sich nicht davor scheut, zu Beginn des Anbaus einige Energie zu investieren und sehr gründlich zu arbeiten, für den kann Main-Lining eine hervorragende Anbaumethode sein. Wie bei allen Methoden empfiehlt sich auch hier, beim Topping besonders darauf zu achten, dass die Pflanze genug Erholung erhält und vor Krankheitserregern geschützt wird. Beim LST wartest du lieber einen Tag länger als einen zu wenig, um Brüche zu verhindern.
Neben der gerade am Anfang notwendigen, erhöhten Aufmerksamkeit, gibt es unter dem Strich keine wirklich großen Nachteile, die das Main-Lining mitbringt. Die Vorteile dominieren hier eindeutig. Diese Anbaumethode scheitert eigentlich nur, wenn du sie nicht ausprobierst ;).