All zu oft unterlassen Ärzte Empfehlungen zum Einsatz von Cannabinoiden oder medizinischen Cannabis, weil die Gesetzeslage es leider in vielen Ländern noch immer nicht zuläßt oder kein ausreichendes medizinisches Wissen über Cannabinoide, das Endocannabinoidsystem und dessen breitgefächerte Wirkungsweise im Körper vorhanden ist.
Die Cannabinoide Cannabidiol (CBD) und THC wirken synergistisch und verstärken sich gegenseitig in ihren jeweiligen therapeutischen Eigenschaften. Je nach Patient unterscheidet sich die ideale Dosierung und das geeignete THC-CBD-Verhältnis.
CBD ist eine nicht-psychoaktive Substanz, die in der Lage ist unerwünschte Effekte des THC wie Angst zu neutralisieren. Die Empfindlichkeit und Toleranz gegenüber THC spielt auch beim Einsatz von CBD eine Rolle. Patienten, die keine Erfahrungen mit THC haben oder die Effekte von THC nicht mögen, können CBD auch ohne THC einnehmen, beispielsweise in Form von CBD-Tinkturen oder CBD-Ölen, in denen besonders viel CBD enhalten ist.
Durch schrittweise Erhöhung der Dosierung des CBD- oder auch THC-Gabe, finden viele Patienten die ideale und wirksame Dosierung für sich heraus. Die geeignete Dosierung hängt auch stark davon ab, welche Erkankung oder Symptome behandelt werden sollen. Für Angst, bestimmte affektive Störungen, und Anfallsleiden haben sich beispielsweise CBD-dominanten Heilmittel mit einem sehr hohen CBD-Wert und geringem oder keinen THC-Gehalt bewährt.
Schmerzpatienten dagegen profitieren von einem 1:1 CBD- und THC-Verhältnis, wie man ihn in vielen neuen Cannabis-Strains finden kann. Cannabis-Sorten, die einen hohen THC-Gehalt aufweisen, zeigen sich hier auch vielfach äußerst hilfreich.
Es hat sich gezeigt, dass bei gleicher THC- und CBD-Dosierung (also 1:1-Verhältnis) die maximale Wirkung von THC abgeschwächt wird, aber nicht völlig beseitigt. Wenn CBD zuerst eingenommen wird, kann es das High des THC blockieren. Werden allerdings höhere Dosen an THC eingenommen, übersteigen diese die Wirkung von CBD und das High kann immernoch sehr intensiv auftreten.
Es ist wichtig zu beachten, dass Cannabinoidverbindungen zweiphasige Eigenschaften besitzen. Kleine und hohe Dosen der selben Substanz (desselben Cannabinoids) können diesbezüglich gegenläufige Effekte produzieren. Es sind keine negativen Effekte bekannt bei einer Überdosierung von CBD. Es ist eher so, dass oftmals moderate Dosen an CBD therapeutisch wirksamer sein können als sehr hohe Dosen.
CBD-Extrakte aus ganzen CBD-reichen Pflanzen enthalten normalerweise noch weitere etwa 400 Spurenelemente, die synergetisch zusammenwirken. Manche Extrakte, je nach Gesetzeslage, enthalten auch wenig oder Spuren von THC. Bei selbst hergestellten Cannabis bzw. CBD-Ölen und Tinkturen kann der CBD- und THC-Anteil selbst mitbeeinflußt und entsprechend den eigenen Wünschen angepaßt werden. Die Summer aller oder vieler aktiver Komponenten des Cannabis ist größer als die isolierte Verwendung von nur einem Cannabinoid. Das heißt der therapeutische Nutzen der gesamten Pflanze ist am höchsten und wirkt mehr als dessen einzelne Komponenten.
100 Milligramm von synthetischem CBD sind nicht äquivalent zu 100 mg CBD von einer CBD-reichen ganzen Pflanze. Synthetische Einzelmoleküle des Cannabis sind therapeutisch weniger effektiv als Extrakte aus ganzen Pflanzen. Weniger ist oftmals mehr, gilt auch beim medizinischen Einsatz von Cannabinoiden. Yosef Sarne, ein israelischer Wissenschaftler, berichtet, dass extrem niedrige Dosen von THC kardioprotektive und neuroprotektive Effekte verleihen. Die Ergebnisse der Sarne Studien mit ultra-niedrigen Dosen von CBD werden noch erwartet.
Die richtige Dosierung von medizinischem Cannabis für Patienten ist eine komplexe Aufgabe, zu der noch einiges an Forschung notwendig sein wird um wirklich das volle medizinische Potenzial aus der Cannabispflanze herauszuholen. Historisch gesehen wurden die Patienten über viele Jahre sich selbst überlassen, die Dosierungen für ihre medizinischen Cannabis Behandlung selbst herauszufinden und zu bestimmen.
2004 wurde ein wissenschaftlicher Artikel von Donald Abrams, MD, Professor of Clinical Medicine an der UC San Francisco veröffentlicht, der aussagt, dass die Dosierung selbst von den Patienten ermittel werden kann , in dem die Dosis schrittweise erhöht, bzw. verändert wird. Aufgrund der geringen Toxizität und der Unmöglichkeit einer Überdosierung sei eine schrittweise Annäherung an die richtige Dosierung eine gute Möglichkeit um die individuell gewünschten Effekte zu erzielen.
Trotzdem ist es zukünftig notwendig und wichtig, dass Patienten im Rahmen einer endlich freien Marijuana-Forschung mehr zu diesem wichtigen und medizinisch hochrelevantem Thema erfahren und adäquate ärztliche Unterstützung in dem Bereich erhalten können.