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Cannabis-Studie: Wie THC Lernen und Gedächtnis in verschiedenen Altersgruppen beeinflusst

Eine aktuelle Studie mit Mäusen löste einige Schlagzeilen in den USA aus. Aus ihr ging hervor, dass das Rauchen von Cannabis einen Gedächtnisverlust im Alter verhindern kann. Die Vorstellung ist beeindruckend und verführerisch: anstelle eines kognitiven Abbaus im Alter, könnte THC helfen, die kognitiven Funktionen bei älteren Menschen wiederherszustellen.
Die Studie beobachtete wie THC das Lernen und das Gedächtnis bei jungen und alten Mäusen beeinflusst. Dabei war allerdings nicht das Rauchen von Cannabis eingeschlossen.

Cannabinoide und der Alterungsprozess

Gehirnzellen-Cannabis

Junge Mäuse haben im Gegensatz zu älteren Mäusen eine bessere Lern- und Gedächtnisfähigkeit. Verabreicht man jedoch jungen Mäusen THC, kommt es zu einer Verschlechterung der Merkfähigkeit. Man geht davon aus, dass das Endocannabinoidsystem den Alterungsprozess im Gehirn beeinflusst und der Endocannabinoidspiegel im Gehirn einhergeht mit dem Alter.
Dr. Andras Bilkei-Gorzo, der führende Autor dieser Studie, berichtet, dass bereits aus früheren Arbeiten erkannt wurde, dass die Cannabinoid-Signalisierung die Gehirnalterung beschleunigt. Es stellte sich die Frage, ob eine verbesserte Aktivierung des Cannabinoidsystems den kognitiven Rückgang im Alter verlangsamen oder sogar umkehren kann.
Der Zusammenhang erschien einfach und logisch: Wenn kognitive Defizite im Alter zumindest in Teilen von Defiziten im Endocannabinoidsystem ausgelöste werden, das könnte die Gabe von THC dies vermutlich kompensieren.

Ablauf der Studie

Die Studie untersuchte das Verhalten von Mäusen in Bezug auf Lernen und Gedächtnis sowohl bei jungen als auch bei alten Mäusen. In jeder Altersgruppe bekamen einige Mäuse eine gleichbleibende tägliche Dosis von THC über 28 Tage hinweg. Die restlichen Mäuse bekamen kein THC und stellten die Kontrollgruppe dar. Nach 28 Tagen wurde dann die Lern- und Gedächtnisfähigkeit bewertet. Während der Bewertung befand sich kein THC im Körper der Mäuse.

Es wurde die Frage gestellt, wie sich chronischer Cannabisgebrauch auf die Lern- und Merkfähigkeit auswirkt. Dabei stellte sich heraus, dass ältere Mäuse auf einen chronischen Gebrauch unterschiedlich im Vergleich zu jungen Mäusen reagierten. Ältere Mäuse zeigten verbesserte Lern- und Gedächtnisfähigkeiten, wenn diese zuvor eine 28-tägige THC-Behandllung erhalten hatten. Erstaunlicherweise war das Verhalten von älteren Mäusen mit einer chronischen THC-Einnahme über 28 Tage so wie das Verhalten junger Mäuse ohne THC-Behandlung. Gleichzeitig zeigten sich molekulare Veränderungen im Hippocampus. Ältere Mäuse, die THC erhielten, hatten ähnliche Gehirne wie junge Mäuse ohne THC. Außerdem gab es mehr Verbindungen zwischen Neuronen im Hippocampus. Zusätzlich zeigten sich einige genomische Veränderungen. Bei den mit THC behandelten älteren Mäusen wurden Gene, die mit Plastizität und einer verlängerten Lebensdauer verbunden waren, aktiv, während Gene, die im Zusammenhang mit altersbedingten kognitiven Beeinträchtigungen stehen, heruntergeschalten wurden.

Cannabis und Alterung: Die Rolle des Endocannabinoidsystems

Im Verlauf unseres Lebens und mit zunehmendem Alter verändert sich unser Endocannabinoidsystem. Darin eingeschlossen sind auch Veränderungen des CB1-Rezeptor-Levels. Der CB1-Rezeptor ist derjenige Rezeptor, den THC für die klassischen Cannabis-Effekte aktivieren muss. Dieser Rezeptorspiegel sinkt anscheinend mit zunehmendem Alter. Die chronische Gabe von THC bei alten Mäusen hat die kognitiven Funktionen vermutlich deswegen wiederhergestellt, weil sie die CB1-Aktivierung erhöhte und somit ein zu niedriges Gesamtniveau der CB1-Rezeptoren kompensiert wurde. Die Studie zeigt, dass Cannabis auf Menschen unterschiedlichen Alters unterschiedliche Wirkung haben kann. Diese Unterschiede ergeben sich wahrscheinlich wegen der altersbedingten Veränderungen im Endocannabinoidsystem. Man geht davon aus, dass eine Erhöhung des Cannabinoidspiegels helfen kann, einige altersbedingte Erscheinungen zu kompensieren.

Bei der Studie erhielten die Mäuse nur eine geringe Dosis von 3mg THC/kg Körpergewicht pro Tag. Eine Person mit einem Gewicht von 70 kg müßte demnach ca. 205 mg THC pro Tag einnehmen. Allerdings kann man hier nicht wirklich mehr von einer kleinen Dosis sprechen. Dr. Bilkei-Gorzo erklärt, dass Menschen wesentlich sensibler gegenüber psychoaktiven Substanzen sind als beispielsweise Nagetiere. Nagetiere müssen für einen Anti-Aging-Effekt oder eine Anti-Depression-Medikation also eine etwa 100x höhere Dosis an THC erhalten als vergleichsweise Menschen um die gleichen Effekte zu erzielen. Nagetiere und Menschen metabolisieren Pflanzen-Cannabinoide, Pharmazeutika und andere Verbindungen unterschiedlichen.
Dr. Bilkei-Gorzo möchte daher Ende 2017 / Anfang 2018 mit klinischen Studien an Menschen beginnen. Darin soll höchstwahrscheinlich reines THC verwendet werden, was eine exakte Dosierung ermöglicht. Während bei Humanstudien sehr oft reine Cannabinoidextrakte verwendet werden, gibt es zahlreiche legitime Gründe dafür, warum Patienten Cannabis als ganzes mit allen seinen Wirkstoffen vorziehen und auch besser vertragen. In wissenschaftlichen Studien lässt sich das ganze Cannabis allerdings schwieriger dosieren.

Erwähnenswert ist, dass diese Studie an der Universität in Bonn/Deutschland durchgeführt wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Israel. Israel gilt als Hauptstadt der medizinischen Cannabisforschung.

Referenzen
Bilkei-Gorzo A, Albayram O, Draffehn A, et al. Eine chronische niedrige Dosis von Δ (9) -Trahydrocannabinol (THC) stellt die kognitiven Funktionen bei alten Mäusen wieder her. Nat Med. 2017 [ PDF ]
Albayram O, Alferink J, Pitsch J, et al. Rolle von CB1-Cannabinoid-Rezeptoren auf GABAergischen Neuronen im Gehirnalterung. Proc Natl Acad Sci USA. 2011; 108 (27): 11256 & ndash; 61.
Jenniches I, Ternes S, Albayram O, et al. Angst, Stress und Angst Response bei Mäusen mit reduzierten Endocannabinoiden Ebenen. Biol Psychiatrie 2016, 79 (10): 858-68.
Piyanova A, Lomazzo E, Bindila L, et al. Altersbedingte Veränderungen im Endocannabinoidsystem im Maus-Hippocampus. Mech Aging Dev. 2015, 150: 55 & ndash; 64.

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