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Genotyp und Phänotyp: Was macht eine Cannabis-Sorte einzigartig?

Genotyp bei Cannabis, Cannabis-Sorten, genetische Merkmale

Manchmal findet man einen Cannabis-Strain so gut, dass man genau diesen Strain unbedingt wieder haben möchte. Wenn man genau dieselbe Sorte dann erneut anbaut, stellt man plötzlich fest, dass sie anders ausssieht als die Pflanzen, die man von zuvor kannte. Obwohl es sich um die gleiche Sorte handelt, stammen die Seeds diesmal aus einer anderen Charge und die Erscheinung der Pflanzen variiert. Da stellt sich die Frage: Wie kann das sein, wenn es der gleiche Stamm ist? Was ist mit der Variabilität?

Zwei Dinge beeinflussen die Strukturbildung einer jeden Cannabis-Pflanze: Genetik und Umwelt. Das Erbgut der Pflanze, auch Genotyp genannt, wirkt wie eine Blaupause für das Wachstum: es ermöglicht ein Spektrum von physikalischen Möglichkeiten, aber es liegt an der Umwelt, diese Eigenschaften zu induzieren (daraus zu entwicken). Die physikalische Erscheinung eines Genotyps wird als Phänotyp bezeichnet. Dieser ist als die Eigenschaften definiert, die die Umweltbedingungen aus dem genetischen Pflanzen-Code ziehen. Kurz gesagt, wird alles, also Farbe, Form, Geruch, Harzproduktion und Wirkung der Pflanze von den Umweltbedinungen, in denen die Pflanze aufwächst beeinflußt.

Die Erscheinung und Eigenschaften einer Cannabis-Sorte haben unter anderem viel mit ihrer Evolution zu tun. Am Ende dieses Artikels wirst du verstehen, dass es in der Tat grundlegende Eigenschaften für jeden Strain gibt. Aber jede Pflanze ist so einzigartig wie eine Schneeflocke, die ihre Gene in Abhängigkeit von ihrer Anbauumgebung zum Ausdruck bringt.

Strains und Merkmale

Cannabis ist eine uralte Pflanze mit Wurzeln in der ganzen Welt. Man geht davon aus, dass die frühesten Arten in der Bergregion des Hindukusch von Pakistan aufgetreten sind, während sich später andere Arten in tropischen Klimazonen vermehrten. Diese frühesten Sorten werden als Landrassen bezeichnet, sie sind die Diamanten der Cannabis-Genetik. In Tausenden von Jahren haben sich die Cannabis-Stämme an ihre geographische Lage immer besser angepaßt und diese in Form bester Eigenschaften zum Ausdruck gebracht.

Die kürzeren, harzschweren Indicas siedelten sich zwischen dem 30 und 50 Breitengrad an, während die großen, langsam wachsenden Sativas in der äquatorialen Regionen um den 30 Breitengrad nördlicher Breite ihre Heimat fanden. Diese vielfältigen und zum Teil sehr unterschiedlichen Lebensräume bedingen eine bunte Palette an Cannabis-Sorten, jede mit ihrer eigenen langjährigen Geschichte.

Der Cannabisanbau nahm in den 1970er und 80er Jahren eine große Wende, als er aufgrund staatlicher Repressionen von der freien Natur in den Untergrund gedrängt wurde. Cannabis-Freunde weltweit begannen vermehrt im Innenbereich anzubauen. Dabei kamen spezielles elektrisches Licht, Belüftung und hydroponische Systeme zum Einsatz. Damit wird ein Großteil des heutigen Angebots von Weed am Markt erzeugt. Obwohl die Bedingungen und Anlagen über die Jahre hinweg immer weiter optimiert wurden, sind sich Grow-Experten einig, dass der Indooranbau gleichzeitig eine unnatürliche Umgebung für Pflanzen ist und eine Sorte immer nur so viel Potential bringen wird, wie in der Grow-Anlage auch enthalten ist. Es gibt aber mittlerweile eine Vielzahl von Strains, die sich meisterhaft indoor entwickeln.

Die Cannabis-Vielfalt wurde im Laufe der Züchtungsaktivitäten weltweit eingegrenzt, in dem lange Zeit vermehrt auf einen hohen THC-Gehalt hin selektiert und gezüchtet wurde. Andere wichtige Merkmale und chemische Bestandteile wie z.B. CBD wurden dabei eher vernachläßigt. Trotz alledem bieten die heutigen Cannabis-Strains eine große Vielfalt phänotypischer Eigenschaften, die sich je nach Pflanze und Pflegebedingungen ausdrücken. Im Zuge der Cannabinoidforschung konzentrieren sich Züchter nun auch vermehrt um die Hervorhebung anderer Merkmale und Cannabinoide.

folgende Faktoren entscheiden in hohem Maß über das Potential einer Pflanze und damit die Potenz des Endprodukts mit:

  • Nährstoffe, pH-Wert
  • Temperatur
  • Höhe und Winkel des Lichts
  • Pflanzensubstrat
  • Photoperiode/Beleuchtungsdauer
  • Erntezeitpunkt
  • Abstand der Pflanzen zum Licht
  • Belüftung, ausreichender Luftaustausch
  • Luftzirkulation
  • Luftfeuchtigkeit
  • Sauberkeit im Growroom
  • Pflanzgefäße mit der richtigen und entsprechenden Größe
  • Pflanzendichte
  • Anbaumethoden (SOG, SCROG, Low-Stress-Training)
  • usw.

Bestimmte Anbaubedingungen und Faktoren können bei indica- oder sativa dominanten Sorten jeweils entsprechende Eigenschaften fördern und hervorrufen oder auch hemmen. Indicas und Sativas haben in einigen Punkten unterschiedliche Bedürfnisse hinsichtlich ihrer Anbaubedinungen, z.B. Nährstoffbedarf, Wuchs- und Blütedauer, Größe des Pflanzegefäßes usw.

Das Zeitalter der Hybriden

Mit den Veränderungen im Grow-Bereich und der Verschiebung hin zum Indooranbau, kamen immer mehr die hybridisierten Sorten auf. Diese stellen eine Vermischung der weltweiten, einheimischen Sorten dar. Die Sativa traf auf die Indica und es kam zu einer sich ständig mehr verzweigenden Hybridisierung. Grower lieben die Indicas für ihre harzbeschichteten Buds und kurze Blütezeit, was zwei sehr begehrte Eigenschaften sind. Die stimmungsaufhellenden, anregenden und euphorisierenden Effekte von Sativasorten sind ebenfalls ein wichtiger genetischer Grundstein. Dementsprechend lag es nahe, beide Cannabistypen zu kreuzen, um das beste aus beiden zu erhalten.

Sativa-Indica

Stabilität und Stabilisierung von Cannabis-Sorten

Es gibt verschiedene Verfahren zur Stabilisierung von Cannabis-Sorten. Die Stabilität bezieht sich auf die Variabilität und Vorhersehbarkeit, die bei den Nachkommen einer Elterngeneration zu erkennen ist. Wenn eine Sorte instabil ist, ist ihre Variabilität sehr hoch und die Vorhersehbarkeit nur gering. Eine stabile Sorte entwickelt sich weitgehend ähnlich oder sogar homogen und ihr späteres Erscheinungsbild läßt sich gut voraussagen. Vorhersehbarkeit bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die erwartete Verteilung zwischen den verschiedenen Phänotypen. Bei einer Kreuzung aus stabilen Eltern sagen die Mendelschen Vererbungsregeln aus, dass 50 % der Nachkommen beiden Eltern in gleichem Maß ähnlich sind, während 25 % mehr auf die Mutter und die anderen 25 % mehr auf den Vater verweisende genetische Merkmale besitzen.

Normalerweise stabilisieren Züchter und Samenbanken eine Sorte über mehrere Generationen hinweg. Zuerst wird eine gesunde Mutter und ein gesunder Vater ausgewählt und es werden Hybrid-Nachkommen herangezogen, die eine unterschiedlicher Vorhersehbarkeit, je nach Stabilität ihrer Eltern, aufweisen. Wenn Vater und Mutter dann ausreichend stabil sind, zeigen ihre Nachkommen drei verschiedene Phänotypen. Stabile Eltern produzieren normalerweise vorhersehbare, relativ homogene Nachkommen mit einer gewissen, aber überschaubaren Variationsbreite.

Die bei jedem Elternteil dominanten Merkmale werden neu kombiniert, um die genetische Basis für die nächste Generation zu schaffen. Die erstmalige Kreuzung von zwei nicht verwandten Eltern wird als Filial-1- (F1-) Hybrid bezeichnet. Üblicherweise werden dann die besten Exemplare der F1-Hybriden gekreuzt, um die F2-Generation zu erzeugen, die normalerweise etwas weniger stabil als die F1-Generation ist. Dies wird dann je nach Zuchtvorhaben und gewünschten Merkmalen entsprechend weitergeführt (F3, F4, F5…).

Rückkreuzung

Werden die Brüder und Schwestern derselben Elternteile über mehrere Generationen hinweg gekreuzt und nach bestimmten Merkmalen selektiert, kann damit ein höheres Maß an Konsistenz und Vorhersehbarkeit erzielt werden. Die gewünschten Eigenschaften werden dominant und sind dann immer vorzufinden, während ungewollte Merkmale mit der Zeit aus dem Genpool verschwinden. Manche Merkmale können besonders schnell durch Rückkreuzung der Pflanze mit früheren Generationen stabilisiert werden. Die Anwendung des Rückkreuzens ist nicht für die Stabilisierung aller Merkmale notwendig.

Zusammenfassend

Eine Sorte, die z.B. aus einer Kreuzung einer Indica mit einer Sativa hervorgegangen ist, kann das ganze Spektrum der Elternmerkmale reflektieren. Die Umweltbedingungen tragen wie oben beschrieben zusätzlich einen Großteil dazu bei. So kommt es bei hybridisierten Nachkommen vor, dass Phänotypen unterschiedlicher Ausprägung auftreten bei ein und derselben Sorte. Das heißt nicht, dass alles nur dem Zufall überlassen ist, aber wir sollten nicht überrascht sein, wenn eine Pflanze des gleichen Strains nicht exakt der anderen gleicht. Innerhalb hochkontrollierter Grow-Anlagen und unter Verwendung gleicher Klone (Stecklinge) lassen sich identische Pflanzen kultivieren.

Aufgrund der Hybridisierung können wir aus einer scheinbar unendlichen Vielzahl von Sorten auswählen und begeisterte Strain-Sammler können nach immer neuen Sorten jagen.

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